Pflege des architektonischen Kulturerbes

In nordischer Literatur fand ich den nachstehenden Text einer Aufforderung von 1972 aus Sandefjord in Norwegen. Ich meine, er ist nach wie vor noch aktuell und treffend. 
Sage den Politikern und den Planern:

  • Betrachte das bestehende Bauwerk als einen Wert, nicht als ein Hindernis. Gebrauche es, lass es entwickelt und verbessert werden. Entferne die Bedrohungen alter Bebauung, die heute dazu führen, dass Häuser und Umgebung verfallen.
  • Streiche Pläne, die Ungewissheit über zukünftige Bebauungsmöglichkeiten schaffen. Lass Pläne sein, die Erwartungen von erhöhter Ausnutzungsmöglichkeit wecken.
  • Mache Ortspläne mit niedriger Ausnutzung in den Gebieten, wo übertriebene Wachstumsprognosen zu Spekulation, schlechter Unterhaltung und Abriss verführt haben.
  • Die historischen Orte sind interessant und voll von Erlebnismöglichkeiten, weil sie sich über lange Zeiten entwickelt haben. Es muss möglich sein, die überkommenen Werte in die neuen Pläne zu integrieren.
  • Lege keine Betriebe mit großem Parkraumbedarf mitten in den Ortskern. Mache Pläne, die das Milieu des Ortes bewahren.
  • Setze den Druck des Straßenverkehrs durch Geschwindigkeitsbegrenzungen, durch Gebiete mit Durchfahrtsverbot und durch ein verbessertes öffentliches Verkehrsangebot herab.
  • Eine einzelne Fußgängerzone rettet nicht das Ortsmilieu, wenn stattdessen eine Ausweitung des Straßennetzes, neue Parkplätze und Abrisse von Gebäuden erforderlich sind. Sorge dafür, dass die Fußgänger im ganzen Ort gesichert sind.
  • Vermeide Zusammenlegungen von Grundstücken, die zur Errichtung großer Gebäudeeinheiten verführen. Sorge dafür, dass jedes Grundstück auch weiterhin von seinen eigenen Vorraussetzungen her unterhalten werden kann.
  • Mache Pläne, die zeigen, wie der existierende Ort übereinstimmend mit seiner Größe und mit seinen Vorraussetzungen weiterhin gebraucht werden kann.

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update 08-september-2004 uwe tychsen